Selbstständigkeit fördert den sozialen Aufstieg in Deutschland

Eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (iW) von Dezember 2022 legt offen, wie die Selbstständigkeit ein wichtiger Faktor für die soziale Durchlässigkeit in Deutschland ist. 

Zusammenfassung

Nach einer Untersuchung des Institut der deutschen Wirtschaft verdienen in Deutschland nicht nur besser als Angestellte und Arbeiter, die Selbstständigkeit fördert außerdem die "soziale Durchlässigkeit". Diese hat Laut der Studie erwiesenermaßen einen positiven Effekt auf die Einkommensmobilität, die Durchlässigkeit einer Gesellschaft und die Möglichkeit, verglichen mit der Elterngeneration sozial aufzusteigen (Stockhausen, 2022).

Mithilfe von Längsschnittdaten des Sozio-oekonomischen Panels wird für westdeutsche Vater-Sohn-Paare systematisch in der Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft dargelegt, wie unter Einbezug der Selbstständigen die Arbeitseinkommensmobilität um ein Drittel höher ausfällt als bei ihrem Ausschluss. Die Studie deckt somit einen besondere Wert der Selbstständigkeit für die Gesellschaft auf. Die Studie fokussiert sich ausschließlich auf west-deutsche Vater-Sohne-Paare, da Frauen aufgrund tiefgreifender Veränderungen in ihrer Arbeitsmarktbeteiligung zwischen
den Generationen aus der Analyse ausgeschlossen werden. Gleiches gilt für den Ausschluss der Ostdeutschen, wobei insbesondere die Generationder Väter mit strukturellen Veränderungen am Arbeitsmarkt nach der Wende vkonfrontiert war.

Der positive Einfluss der Selbstständigkeit stellt sich dabei für die hier betrachteten westdeutschen Vater-Sohn-Paare als besonders groß dar, wenn Väter und Söhne überwiegend unterschiedlichen Erwerbsformen nachgingen. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass die berufliche Selbstständigkeit ein wichtiger Faktor für die soziale Durchlässigkeit in Deutschland ist.

Für die im Fokus der Analyse stehende Gruppe westdeutscher Männer im erwerbsfähigen Alter von einschließlich 35 bis 55 Jahren zeigt sich gemäß eigener Auswertungen des SOEP, dass:

■ Selbstständige im Vergleich zu abhängig Beschäftigten heute häufiger über ein höheres Bildungsniveau verfügen, wobei der Unterschied, ausgehend von einem ähnlichen Niveau in den 1980er Jahren, zwischen beiden Erwerbsgruppen zugenommen hat,
■ der Anteil von Personen mit einem Migrationshintergrund in beiden Erwerbsgruppen heute höher ausfällt als in den 1980er Jahren, aber die Unterschiede zwischen den Erwerbsgruppen nicht bedeutend zugenommen haben, und
■ eine Vollzeiterwerbstätigkeit sowohl unter den abhängig Beschäftigten als auch unter den Selbstständigen mit jeweils über 90 Prozent weiterhin der dominierende Erwerbsumfang ist, dabei aber seit 1984 ein Rückgang zu beobachten ist.

Entwicklung der jährlichen realen Einkommen
Wie auf der Grafik des IWs (siehe Abbildung 2), lagen die Bruttoerwerbseinkommen seit 1984 von Selbstständigen über denden der  Arbeitern und Angestellten. In den Jahren um die Jahrtausendwende verringerten sich die Unterschiede durch einen starken Anstieg an realen Einkommen, ab den 2000er Jahren vergrößert dieser sich jedoch wieder.

Die Differenzierung in Arbeiter und Angestellte im unteren Teil der Grafik zeigt ein änliches Bild, hier wird jedoch ersichtlich, dass die Selbstständigen im Vergleich zu den Angestellten erst ab ca. 2005 ein höheres reales Bruttoeinkommen hatten. Die Unterschiede sind hiermit primär durch unterschiede im Qualifikationsniveau zu erklären, in denen Angestellte und Selbstständige meistens einen höheren Bildungsabschluss vorweisen, als Arbeiter (Heller, Sauer & Wohlrabe, 2023).

Fazit
Die höhere Einkommensdynamik die Selbstständige gegenüber abhängigen Beschäftigten vorweisen, hat einen deutlichen Effekt auf die Arbeitseinkommensmobilität in Deutschland. Somit trägt Selbstständigkeit zu sozialem Ausgleich sowie Aufstieg bei. Zusätzlich zeigt die Studie, dass im internationalen Vergleich, das Bildungsniveau der Selbstständigen in Deutschland überdurchschnittlich hoch ist. Die Studie zieht das Fazit, dass " ... sich selbstständige Beschäftigungsverhätnisse in den letzten Jahrzehnten deutlich dynamischer entwickelt haben, und daher ein positiver Faktor für die soziale Durchlässigkeit in Deutschland sind" (Stockhausen, 2022, s. 106).

Quellen

Stockhausen, M., (2022), »Berufliche Selbstständigkeit. Ein wichtiger Faktor für die soziale Durchlässigkeit in Deutschland«, in: IW-Trends, 49. Jg., Nr. 3, S. 89-109

Heller, J., Sauer, S., und K. Wohlrabe (2023), »Zur aktuellen und zukünftigen
wirtschaftlichen Lage von Selbständigen«, ifo Schnelldienst 76(1), 01-07.